Wisentpark Kropp
Wisentpark erhält Auszeichnung als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt
Weidelandschaften e.V. - Veröffentlicht am Donnerstag, 7. März 2019
Der Wisentpark Kropp in der Trägerschaft des Vereins Weidelandschaften e.V. wird als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet. Die Würdigung nimmt Herr Dr. Manfred Bohlen (MELUND SH) vor. Die Auszeichnung wird an vorbildliche Projekte verliehen, die sich in besonderer Weise für die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Deutschland einsetzen.
Wo einst große Mengen Munition für den Ernstfall lagerte, haben kleine und große Tiere die Vorherschaft übernommen. Der Wisent, das größte europäische Landsäugetier, hat im ehemaligen Munitionsdepot Kropp eine neue Heimat gefunden. Der Verein Weidelandschaften e.V. betreibt hier eine Zucht zur Rettung dieses imposanten Tieres. Aber damit nicht genug: Eine stetig steigende Zahl von Fledermäusen finden hier im Winter Unterschlupf und eine Vielzahl weiterer Tier- und Pflanzenarten erobern sich ihren Rückzugsraum. Die Natur steht ganz im Mittelpunkt des Engagements des Vereins.
Mit diesem vorbildlichen Projekt wird ein deutliches Zeichen für das Engagement zur Erhaltung biologischer Vielfalt in Deutschland gesetzt.
Der Wisent, Europas größtes Landsäugetier und letzter Vertreter der europäischen Wildrinder, dient uns als Leitart für die Entwicklung der Struktur- und Artenvielfalt im Gebiet. Aufgrund seiner historischen Dezimierung ist der Wisent auf gezielte Zuchtanstrengungen angewiesen. Insbesondere die in unseren Breitengraden ursprünglich vorkommende Linie des Flachlandwisents ist äußerst labil. Die Zuchtstation in Kropp leistet einen wichtigen Beitrag zur Arterhaltung. Gleichzeitig sollen die Wisente ihren Teil an der Umgestaltung der derzeitiger Vegetation, dominiert von anthropogen geprägten Fichtenmonokulturen hin zu einem Wald mit naturnäherer Dynamik beitragen. Zwei Zuchtgruppen beherbergen derzeit 15 Wisente.
Das Gelände mit den zahlreichen Bunkern hat eine überregionale Bedeutung als Fledermauswinterquartier. Durch den gezielten Ausbau von 50 Bunkerquartieren konnten in den vergangenen Jahren jährliche Zuwachszahlen bei den Überwinterungsgästen von 15 bis 20% erzielt werden – deutschlandweit einmalig. Die letze Zählung im Januar 2019 erbrachte ein Ergebnis von insgesamt 6 Arten und 3653 Individuen. Die dominierenden Arten sind Wasserfledermaus, Fransenfledermaus und das Braune Langohr.
Ebenso beachtlich ist das Vorkommen von Kammmolchen im Gebiet. Ausgehend von dieser Leitart wurde ein vielgestaltiges Netz von Amphibienteichen geschaffen, die Knoblauchkröte wurde gezielt in das Gebiet eingebracht. Damit konnte insgesamt die Wertigkeit als Lebensraum für Amphibien- und Reptilien gesteigert werden und gleichzeitig profitieren eine Vielzahl von Pflanzen, Insekten, Vögeln und Kleinsäugern von dieser Struktur – die biologische Vielfalt wächst.
Umweltpädagogische Arbeit ist in der heutigen technisch-konsumorientierten Gesellschaft die notwendige Voraussetzung für eine naturorientierte Wertebildung. Das Wisentgehege bietet verschiedene Angebote zu den Themen Wisent / Rinder, Fledermäuse und Amphibien an. Das Schaugehege ist während der Besuchersaison von April bis Oktober an jedem Sonntag für Besucher und Besucherinnen geöffnet.
Am Ostersonntag, den 21.04.2019, von 11 bis 17 Uhr können sich Besucher und Besucherinnen ein eigenes Bild machen. Der Park beginnt seine Besuchersaison mit einem Osterfest für Jung und Alt, Ostereiersuche und Stockbrot über dem Osterfeuer.
Diese Aktivitäten haben die UN-Dekade-Fachjury beeindruckt. Herr Müller, ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Kropp und tatkräftiger Unterstützer des Projekts seit der ersten Stunde meint:
„Die Gemeinde Kropp ist froh und glücklich, dass Weidelandschaften e.V. den weitaus größten Teil des ehemaligen Munitionsdepots übernommen und eine vielfältige natürliche Nutzung geschaffen hat. Neben dem Wisentgehege sind wir besonders stolz auf die Fledermausbunker, zumal die Gemeinde selbst sich um einen Fledermausbunker in der Nähe des Depots kümmert.“
Neben der offiziellen Urkunde und einem Auszeichnungsschild erhält der Verein Weidelandschaften e.V. einen „Vielfalt-Baum“, der symbolisch für die Naturvielfalt steht. Ab sofort wird das Projekt auf der Webseite der UN-Dekade in Deutschland unter undekade-biologischevielfalt.de vorgestellt.
Die Vereinten Nationen haben den Zeitraum von 2011 bis 2020 als UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgerufen, um dem weltweiten Rückgang der Naturvielfalt entgegenzuwirken. Ein breit verankertes Bewusstsein in unserer Gesellschaft für den großen Wert der Biodiversität ist eine wichtige Voraussetzung. Die UN-Dekade Biologische Vielfalt in Deutschland lenkt mit der Auszeichnung vorbildlicher Projekte den Blick auf den Wert der Naturvielfalt und die Chancen, die sie uns bietet. Gleichzeitig zeigen diese Modellprojekte, wie konkrete Maßnahmen zum Erhalt biologischer Vielfalt, ihrer nachhaltige Nutzung oder der Vermittlung praktisch aussehen.
Über die Auszeichnung von Projekten entscheidet eine unabhängige Fachjury, an der Vertreter/innen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen beteiligt sind. Die UN-Dekade Fachjury tagt zweimal im Jahr. Zur Beteiligung am Wettbewerb bestehen keine Fristen. Eine Bewerbung als UN-Dekade-Projekt erfolgt online bei der Geschäftsstelle UN-Dekade Biologische Vielfalt unter undekade-biologischevielfalt.de.
Der Begriff „biologische Vielfalt“ umfasst die Vielzahl der Tier- und Pflanzenarten sowie die Vielfalt der Mikroorganismen und Pilze. Einbezogen wird auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten, die sich bei Pflanzen in den verschiedenen Sorten wiederspiegelt und sich bei Tieren mit den Rassen verbindet. Aber auch die verschiedenen Lebensräume und komplexe ökologische Wechselwirkungen sind Teil der biologischen Vielfalt. Die Biodiversität ist Voraussetzung für das Funktionieren der Ökosysteme mit ihren verschiedenen Ökosystemleistungen.